Freitag, 5. März 2010

"Du hast den Roten aus dem Rennen geworfen"

... so Manfred Reim lt. MOZ zu Reinhard Ksink.


Darum ging es also zur Bürgermeisterwahl: den Roten zu verhindern, den Kommunisten ... !

Ich wunderte mich in den gemeinsamen Wahlkampf-Foren immer, dass außer mir keiner über die Stadt, die Lebenssituation ihrer Bewohner, über die Zukunft der Stadt reden wollte ...
Jetzt wundere ich mich nicht mehr. Die selbsternannte politische Elite dieser Stadt hatte sich dabei zum Kampf gegen die rote Gefahr zusammengeschlossen. Alle gegen de Linken, alle gegen Wende, alle für Hengst - unabhängig davon, ob eigene Parteifreunde auch kandidieren. Da nehmen wir auch Regelverletzungen gerne in Kauf. Da werden unsere Plakate mit denen von Herrn Teichmann ausgetauscht, da ruft der Bürgermeister beim Geschäftsfüher der WOWI an und weist an, dass die Wendewerbung aus den Häusern verschwinden muss, da stecken aus allen politischen Richtungen mit dem Spreeboten unter einer Decke ...

Mit bedenkenswertem Ergebnis:
Wo zwei sich streiten, freut sich bekanntermaßen der lachende Dritte - in diesem Falle der Glaser Reinhard Ksink.

Die Gefahr des Lagerwahlkampfes haben wir zwar gesehen - aber erst für eine mögliche Stichwahl. Zu spät - wie ich heute weiß.

Ich habe im WK sehr deutlich gemerkt: Es geht eine Trennung durch die Stadt.
Auf der einen Seite die selbsternannte politische Elite, die denkt das sie weiß, was die Menschen wollen, denken und fühlen in der Stadt - und sich dabei ganz gehörig verrechnet haben. Denn der Frontenkrieg ist nicht gewollt in der Stadt. Und auch nicht das Klüngeln und das Vorwegnehmen von Entscheidungen (Bsp.: Ausschreibung Beigeordnetestelle ...) und der Botschaft an die Menschen draußen "uns ist egal was ihr denkt und wählt. wir machen nachher genauso weiter wie hinterher"

Die Menschen lehnen dies ab - und gehen nicht wählen.
Das war unser Problem, wir haben es nicht vermocht ihre Unzufriedenheit in Abstimmung umzuwandeln.

Im WK hatten wir drei Ziele:

Gewinnen des Bürgermeisteramtes - nicht erreicht.

Einzug in die Stichwahl - knapp verfehlt.

eigenständige Teilnahme am Wahlkampf, Aufbauwahlkampf für LINKE-Personal - erreicht.

Und das nicht nur, sondern sehr herausragend:

  • Wir waren die einzigen mit Inhalten im Wahlkampf. Scheinbar auch guten, sonst hätte U.Hengst nicht so rasch geklaut.
  • Neben Wende schafften wir es auch u.a. Radom, Benz, Sachse und Bastian in der Öffentlichkeit deutlich wahrnehmbar zu platzieren. Das war schon Konzept der Fraktionsarbeit vor 2008.
  • Fraktion (und Partei) mussten sich in den letzten vier Wochen sehr eigenständig inhaltlich positionieren. Wir waren zur Meinungsbildung gezwungen, was auch sehr gut gelang. Wir sind nach dieser Wahl inhaltlich deutlich erkennbarer aufgestellt als vor der Wahl. Das ist wichtig für die nächste Zeit und die Auseinandersetzung mit der HH-Koalition aus SPD, FDP und CDU.
  • Wir waren im Dialog mit den Bürger. Wir kennen ihre Probleme und ihr Fühlen. Das ist für uns als eine gute Grundlage für die Kommunalpolitik. Wir müssen weiter im Dialog bleiben!
Zu guter Letzt: Wir sind Wahlkampfkönig. Dafür können wir uns zwar im Moment nichts kaufen, es ist aber für die künftige Arbeit und strategischen Ausrichtung der Fraktion und Partei von großer Bedeutung. Und wir haben unsere Pflicht getan, Wahlkampf zu machen. Ganz im Gegenteil zu den Mitbewerbern. Wir waren erlebbar und im Dialog - das ist wichtig!

Die Partei hat diesen Wahlkampf geschlossen geführt und die Chancen genutzt, uns eigenständig in die inhaltliche Debatte einzubringen. Wir haben uns als eine Einheit vor Ort präsentiert.

Wir haben den Wahlkampf zur inhaltlichen Positionierung deutlich über den 28.2. hinaus genutzt. Die Fraktion wird und kann dies für die Arbeit in der SVV nutzen. Die HH-Debatte am 11.3. wird hier schon ein erster Höhepunkt sein.

Wir waren mit den Bürgern in Fürstenwalde als einzige im Dialog. Unser Anspruch „Die Menschen sind die Stadt“ haben wir vor gelebt, und nebenbei viele Themen gesammelt, die den Bürgern auf den Nägeln brennen.

All‘ dies macht Mut für die nächsten Wahlen. Und den Kampf um das Bürgermeisteramt in acht Jahren.

Als "Wahlkampfkönig" möchte ich mich hier nun ganz herzlich bei allen Wahlkämpferinnen und Wahlkämpfern bedanken:

  • Zuerst all‘ den fleißigen VerteilerInnen der Materialien.
  • Käthe, stellvertretend für alle, die das Wahlcafé mit Leben erfüllten.
  • Helga, Frithjof und Gerold für die Koordination all‘ der Aktivitäten, das Mitmachen, für die Besetzung der Infostände …
  • Tobias und Andreas, stellvertretend für alle Plakatierer.
  • Heinz und Willi für das Layout der Folder, Plakate, des WIDERSPRUCHS und Ansichten – Aussichten.
  • Micha für das Machen und Aktualisieren der Internetseite.
  • Werner Besterda, Werner Braeske, Familie Tichter, Familie Kowal, Siegfried Völz, Familie Heinrich und, und, und … DANKE EUCH ALLEN!

Probleme im Wahlkampf:

Das breite Bündnis gegen DIE LINKE / Wende hat verunsichernd funktioniert. Die gezielte Beschädigung der Person eher nicht.

Wende als Kandidat ist zu unbekannt und zu jung. Das wussten wir. Und konnten / können es in Hinblick auf die Bürgermeisterwahl 2018 konsequent abändern. Aus der Fraktion gibt es keine Forderung nach personeller Konsequenz, so dass wir hier stabil aufgestellt sind.

Wir haben bewiesen, dass wir den Wahlkampf auch ohne die breite Mitarbeit / Unterstützung der Parteibasis schaffen. Voraussetzung dafür ist, dass es einen Kreis von sechs Leuten gibt, die vier Wochen lang Zeit für Wahlkampf haben. Ausgenommen davon ist das Verteilen der Materialien. Danke dafür.

Materialien

Wir haben gemeinsam die Plakatserie besprochen und erarbeitet. Insgesamt haben wir 300 Plakate in der Stadt aufgehängt. Zurückgekommen sind höchstens noch 150. Wir haben sehr früh plakatiert und zum Schluss sicher den SPD-Effekt gehabt. Mann konnte die Plakate nicht mehr (an)sehen. Aber unser Plan bestand darin, den Überraschungseffekt zu nutzen als erster zu plakatieren. Um den Namen bekannt zu machen. Um unseren Anspruch zu manifestieren.

Wir haben 10 000 A-A und 10 000 Personenfolder verteilt, wir haben in den letzten 48h 8000 Postkarten verteilt, 500 Briefe geschrieben, 500 Flyer verteilt. Wir haben 2x 1200 Sonder-Widersprüche verteilt.

Wir haben für die Glühweinkarawane, für die Kaffeenachmittag in den Stadtteilen für die VA eigenen Flyer produziert und diese in den Hauseingängen aufgehängt.

(Auch eine Hilfe des KV: den Kopierer zur Verfügung zu stellen.)

Kosten

Wir haben auch den Einsatz der Finanzen gemeinsam im Wahlteam mit Mini-Bo-Vorsitzende und Vorstand besprochen und entschieden.
Und wir haben m.E. angemessen agiert und verantwortlich die finanziellen Mittel eingesetzt. Insbesondere ist es uns gelungen einen Großteil der Kleinstausgaben durch das WC selbst zu erwirtschaften.

Die Abrechnung wird zur Zeit mit dem KV abgestimmt. Dabei offenbaren sich 3 Probleme:

  • in der gesamten Zeit des WK war der KV nicht handlungs- und entscheidungsfähig. Dies hat möglich Zusagen ermöglicht, die später zurückgenommen wurde - nachdem ein Zurück nicht mehr realisierbar war. Und es gab in keiner Phase des WK eine gemeinsame Verständigung zur organisatorischen, strategischen und finanziellen Ausrichtung des WK.
  • in der Spendensammlung haben wir uns verpflichtet die 1600 € Kaltmiete + BK für das WC aufzubringen. Davon sind wir im Moment noch weit entfernt. Trotzdem zuallerst hier ein Herzliches Dankeschön all' den SpenderInnen - von denen einige ja auch zusätzlich bei den VA im WC genügend gespendet haben. Ich biete dem OV an, das wir uns nochmal die Spendenliste mit der Mitgliederliste vergleichend ansehen, um hier nochmal auf den ein oder anderen zuzugehen, der noch nicht gespendet hat.
  • In diesem Zusammenhang macht der KV deutlich, dass unsere BO ein sehr unterdurchschnittliches Beitragsaufkommen hat. Das müssen wir ernsthaft erörtern, da dies unsere Arbeitsfähigkeit einschränkt. Ich kann hir nur den Vorstand bitten dies konsequent und mutig anzugehen.
Wir haben die Anzeigenkampagne und die Veranstaltungen (Neujahrsempfang, Politischer Aschermitttwoch, Trio Scho!, Barbara Thalheim ...) wie geplant durchgeführt.
Wir haben dabei viele, viele Kontakte gehabt: Kontaktwahlkampf das war unser Projekt. Das hat geklappt.

Aber auch nur, weil einige wenige dies konsequent getan haben. Unsere breite Verankerung in die Stadtgesellschaft ist nicht vorhanden. Das Ringen um die - letztendlich gescheiterte - Wahlaufrufkampagne zeigt dies deutlich. Obwohl auch hier bedacht gehört, dass viele potentielle Unterstützer nicht unterschrieben haben, weil sie Angst hatten vor der Reaktion seitens der Stadt.

Wie weiter?

Ich will mal aus einer der zahlreichen Mails der letzten Tage von Bürgern an mich zitieren:

Lieber Herr Wende,


das ist ein sehr trauriges Ergebnis, wobei ich nicht weiß, was ich mehr beklagen soll: die Kandidaten, die für die Stichwahl übrig geblieben sind oder die bestürzende Wahlmüdigkeit in FW. Mehr als Sie wählen ging aber leider nicht …


Mir haben viele Punkte in Ihrem Programm gefallen, insbesondere auch, dass Sie das bislang wenig bekannte Modell der Beteiligung der Bürger an der Planung des Gemeindeetats ausprobieren wollten. Machen Sie weiter so!

Letzteres macht Mut. Ersteres trifft die Situation:

Weder Hengst noch Ksink sind ernsthaft unsere Kandidaten. Stehen für ein nachhaltiges und soziales Fürstenwalde. Stehe für eine neue Ehrlichkeit und Transparenz.

Was sollen wir tun? Das muss nun jede/r für sich entscheiden. Seitens der Kandidaten in der Stichwahl ibt es keine Kontaktaufnahme zu uns, soll heißen, sie schätzen wahrscheinlich selber ein, das LINKE-Wähler ein anders Fürstenwalde wollen, als das was sie bieten.

1 Kommentar:

  1. Sehr geehrter Herr Stephan Wende,

    m.E. gilt immer noch, daß ein Wirken in Wort und Tat stets von der Leidenschaft der Vereins- und somit Parteimitglieder, für die politische Arbeit selbst, durchdrungen sein muss, um erfolgreich zu sein.

    Sie selbst, Herr Stephan Wende, sind für sehr viele Menschen und für mich ein sehr großes, ein leuchtendes Vorbild, weil Sie wirklich die Einheit von Wort und Tat leben, mögen Ihnen in der Zukunft endlich Ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter folgen und endlich in ihrem Tun auch selber aktiver werden.

    Für Ihre Bewertungen bezüglich meines damaligen erfolgreichen: 2005/2006- er Großprojekts bedanke ich mich, hiermit abschließend, recht herzlich, denn ohne Ihren Realismus, ohne Ihren Mut und ohne Ihren sehr richtungsfördernden Fach- und Sachverstand hätte ich, davon bin ich überzeugt, dieses Projekt nicht so gut, nach 33- einhalb Jahren, und schon gar nicht vollständig, abschließen können.


    Hochachtungsvoll grüßt Sie

    Jürgen Napieralla.

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